In diesem Blog Beitrag geht es um die Auswirkung von Unisex auf die Pflegezusatzversicherung und um den kommenden Pflege Bahr.
Ab dem 21.12.2012 dürfen Versicherer nur noch die Unisex Tarife anbieten, das heißt die Prämien für Männer und Frauen werden ab diesem Tag zusammen kalkuliert. Bisher gab es unterschiedliche Tarifwelten für die jeweiligen Geschlechter. So haben zum Beispiel Männer in der privaten Rentenversicherung für die gleiche monatliche Rente weniger Beiträge zu zahlen als Frauen. Dies lag im Wesentlichen an der kürzeren Lebenserwartung von Männern.
Auch in anderen Versicherungssparten waren Männer bisher günstiger kalkuliert, das gilt zum Beispiel für die Krankenversicherung aber auch für die Pflegezusatzversicherung. Ab dem 21.12. wird das nun anders und es gibt nur noch geschlechtsunabhängige Tarife, die Unisex Tarife.
Es klingt also logisch, dass in den vorgenannten Beispielen Männer für die gleichen Leistungen mehr bezahlen müssen und Frauen dementsprechend günstiger werden.
Nun für die Männer wird das zutreffen, meine Vermutung ist aber, dass Frauen nur geringfügig günstiger werden.
Betrachten wir nun einmal ein Beispiel für eine Pflegezusatzversicherung. Wir nehmen hierbei einen 45 jährigen Mann, der eine Pflegezusatzversicherung abschließt. Die Absicherung soll folgende Leistungen enthalten: Pflegestufe I – 500 Euro pro Monat, Pflegestufe II – 1000 Euro im Monat, Pflegestufe III – 1500 Euro im Monat. Alternativ wird noch eine Absicherung nur in Pflegestufe III mit 1500 Euro im Monat gewählt. Diese letzte Absicherung wird gerade von vielen Beamten sehr gerne gewählt. Die monatliche Prämie hierfür beträgt z.B. 30 Euro im Monat (Alternativbeispiel 9 Euro). Die Prämien sind von einem großen deutschen Versicherer genommen worden und auf volle Euro gerundet worden. Andere Anbieter liegen hier ähnlich. Eine gleichaltrige Frau zahlt für den gleichen Schutz aktuell 47 Euro (15 Euro). Der Unterschied zwischen Männern und Frauen wird in diesem Beispiel also sehr deutlich. Mit Einführung von Unisex ab dem 21.12. wird es nun nur noch einen Tarif geben, was zu einer Mischkalkulation führt. Ich vermute, dass sich die Beiträge eher an denen der Frauen orientieren, als dass es einen Mittelwert gibt. So könnte die monatliche Prämie vielleicht 40 Euro (13 Euro) betragen. Demnach sollte also jeder Mann eigentlich tatsächlich noch eine Pflegezusatzversicherung abschließen, denn in keiner anderen Versicherungssparte werden die Differenzen zwischen alter und neuer Kalkulation prozentual so hoch sein. Das ist auch der Grund warum viele private Krankenversicherungen zurzeit ihre männlichen Kunden anschreiben und einen Vorschlag zur Pflegezusatzversicherung unterbreiten.
Was ist aber nun mit dem Pflege Bahr und lohnt es sich nicht deshalb doch zu warten?
Der Pflege Bahr ist eine privat geförderte Pflegezusatzversicherung, die ab dem Jahr 2013 angeboten werden soll. Die gesetzliche Pflegepflichtversicherung deckt nur eine Grundversorgung ab und reicht keinesfalls aus. Da in einer immer älter werdenden Gesellschaft auch die Zahl der Pflegefälle stark zunehmen wird, will der Gesetzgeber, dass die Menschen sich zusatzversichern. Um hier einen Anreiz zu bieten wurde der sogenannte Pflege Bahr entwickelt. Jede Pflegezusatzversicherung, die diverse Mindestkriterien erfüllt soll demnach mit 5 Euro im Monat, also mit 60 Euro im Jahr gefördert werden. Einige Voraussetzungen sind zum Beispiel: Kontrahierungszwang, also keine Ablehnung oder Risikozuschläge für Vorerkrankungen, Kalkulation nach Unisex, Absicherung in Pflegestufe III mindestens 600 Euro pro Monat, Mindestbeitrag von 10 Euro pro Monat um die volle Förderung zu erhalten, starke Deckelung der Abschlußkosten.
Wir haben eben schon gesehen, dass alleine die Einführung von Unisex Tarifen zu einer Preissteigerung für Männer führt. Jetzt gibt es aber noch einen anderen Preistreiber: der Kontrahierungszwang und der Wegfall von Risikozuschlägen. Für die Betroffenen mag das sehr gut sein, da sie sonst keine Zusatzversicherung mehr bekommen würden. Für unseren Musterkunden ist das aber schlecht, denn natürlich werden sich die Versicherer dieses Risiko mit noch höheren Beiträgen bezahlen lassen. Da neben den Pflege Bahr Tarifen, die nicht geförderten weiterhin bestehen werden ist meiner Meinung nach damit zu rechnen, dass die schlechten Risiken in den Pflege Bahr wandern, während die guten weiterhin in den normalen Tarifen landen werden. Der Pflege Bahr könnte also durchaus negative Spiraleffekte bekommen. Es ist also zu vermuten, dass unser männlicher 45-jähriger Musterkunden im Pflege Bahr mehr Prämie bezahlt, als aktuell im Bisex-Tarif. Die 5 Euro Förderung bringen ihm also gar nichts. Es macht also tatsächlich Sinn in den nächsten 4 Wochen noch über den Abschluss einer Pflegezusatzversicherung nachzudenken.
Und für Frauen? Nun überlegen Sie selbst. Viele Versicherer bieten übrigens den Wechsel in die Unisex Tarife ohne Gesundheitsprüfung an, falls eine Frau sich jetzt schon für eine Pflegezusatzversicherung entscheidet. Ein Risiko gibt es somit also nicht. Ihr Versicherungsmakler berät Sie hier sicherlich gerne.
Der Versicherungsmarkt ist im Moment sehr in Bewegung, nicht zuletzt durch Unisex. Man wird seitens der Medien regelrecht bombardiert mit Zahlen und „Fachchinesisch“. Die Hintergrundinformationen und Zusammenhänge kommen hierbei viel zu kurz oder fehlen ganz.
Der Artikel ist dir gelungen und er zeigt vor allem auf, dass es zwei Seiten einer Medaille gibt. Jetzt sind wir gefragt, dies dem Kunden auch so zu erklären… Bedarfsgerecht beraten heißt es hier!
Eine sehr ausführliche, nachvollziehbare und kundenfreundliche Erläuterung zum Thema Pflege.
Mit Sicherheit sind die dargestellten Informationen für viele unserer Kunden hilfreich – ich werde künftig noch öfter hier her verlinken 😉
In diesem Bereich sollte man sich unbedingt ausführlich informieren, denn in den letzten Jahren hat sich einiges getan. Eine Pflegezusatzversicherung ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge geworden.